Autor: Matthias Achim Teichert (Geschäftsführer #FORTSCHRITT)
- 21.11.2024 -
Optionen: Autonom ante portas /
Bei der Mobilität hat sich in den letzten Jahren viel geändert. Dies ist für die meisten Nutzer und Konsumenten nicht sofort offensichtlich. Da die Use Cases für die Mobilität identisch blieben und viel über die stockende E-Mobilität berichtet wird. Jedoch klopft der der Game Changer „Autonomes Fahren“ schon an die Tür und wird in den kommenden Jahren die Mobilität grundlegend verändern. Aber bleiben wir beim Status Qu
#Automobilindustrie – Tod Gesagte leben länger
Die deutschen OEMs hatten vor 10 Jahren stark auf den Diesel als Energieform zum Fahren gesetzt. Durch den Dieselskandal und die regulatorischen Veränderungen hat sich der Markt anders entwickelt als von die deutschen OEMs vermuteten. Die Kapriolen mit z.B. Lockdown, Treffverbote oder Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie verunsicherte Kunden. Dies erzeugte Herausforderungen wie z.B. Verschiebung in den Marktstrukturen, neue Marktteilnehmer, konkurrierende Energieträgerkonzepte oder z.B. Störungen der Lieferketten. Diese Herausforderungen werden durch politischen Ziele im Hinblick auf Nachhaltigkeit und zur CO2 Reduktion noch weiter gesteigert.
Tesla hatte mit seinen Fahrzeugen, seinem Vertriebskonzept, seiner Ladeinfrastruktur und seinen Softwarelösungen den Druck zur Veränderung im Markt vor über 10 Jahren aufgebaut. Auch durch diesen Druck stehen heute die deutschen OEMs nicht gut, aber solide im internationalen Vergleich da. Jedoch hat der ganze globale Automobilbau enorme strukturelle Probleme, welcher umfangreich durch die reduzierten PKW-Verkaufsvolumen resultiert. Die meisten Start Up OEMs wie z.B. Fiskar, Sono, Street Scooter usw. sind irrelevant bzw. insolvent. Zum anderen sind viele ehemalige konkurrierende OEM nur durch Fusionen oder Aufkauf noch am Markt. Z.B. haben die OEMs Fiat, Chrysler, Peugeot, Citroën, MG, Opel Volvo, Lotus, Astin Martin, Jaguar usw. die Option bestritten. Jedoch kommen momentan die chinesischen OEMs wie Nio, BYD, SAIC usw. auf den europäischen Heimatmarkt und erzeugen eine beindruckende (mediale) Präsens und Aufmerksamkeit. Durch die Erfahrungen mit Tesla, werden diese Aktivitäten von den deutschen OEMs nicht nur beobachtet, sondern reagieren auch aktiv. In diesem Licht ist es eine logische Konsequenz, dass die deutschen OEMs mit aktiven Maßnahmen versuchen die eigene Effizienz zu steigern, die bestehenden Kosten senken und Prozesse zu optimieren.
#Automobilindustrie – Und sie bewegt sich doch!
Die Automotive sind im Wandel. Dieser Wandel resultiert durch den Veränderungen der verbauten Komponenten, der stärkeren Konnektivität und Software Integration sowie Umstellungen neue Konzepte bei Bereitstellung und Vertrieb. Über viele Jahre waren die 1-Tiers Zulieferer Bosch, Continental und ZF an der Spitze der weltweit größten Unternehmen im Bereich der Zulieferer. Mit dem Wandel zur Elektro-Mobilität und dem hohen Kostenanteil für die Batterien, hat sich diese Liste in wenigen Jahren . Bei den 2-Tier Zulieferern ist in den letzten Jahren eine größere Anzahl von Unternehmen insolvent gegangen sowie ins Ausland abgewandert. Die gestiegene Insolvenzquote spiegelt, dass sich dieser Bereich im starken Wandel und in der Konsolidierung befindet[1]. Exemplarisch seien hier aufgezählt der Autositzhersteller Recaro, Glasbearbeiter Flabeg Automotive, der Produzent der Mercedessterne die BIA Forst in Baden, die WKW Group, Federnfabrik Erwin Lutz oder die AE-Group. Zum anderen werden aufkommenden Trends von den etablierten Marktteilnehmern getestet und erprobt, damit diese an den aufkommenden Marktvolumen partizipieren können. Aufkommende Trends sind Abo-Modelle, Sharing-Modelle, Pooling von Fahrten, Autonomes Fahren, Car-2-X Kommunikation, On-Demand-Verkehr, Daten-Kapitalisierung usw. Bei diesen neuen Trends sind viele Themen bereits umfangreich konditioniert und getestet, jedoch momentan nicht ausreichend rentabel, sodass auf Skalierung verzichtet wird.
[1] https://www.automobilwoche.de/automobilzulieferer/66-prozent-mehr-insolvenzen-bei-deutschen-autozulieferern
Umsatz in Mrd. der Automobilindustrie
#Luftfahrt – Phönix aus der Asche
Die Luftfahrt im gesamten ist die industriellste und professionellste Mobilitätform, sowie momentan die Einzige die CO2 einpreisen muss. In den letzten Monaten gelang es durch die hohe Industrialisierung dieser Form der Mobilität, ähnliche Werte wie vor der Corona-Pandemie zu erreichen. Der Split der Wertschöpfung hat sich während der Pandemie geschoben und heute besitzt der Bereich Businessflug deutlich weniger und Cargo wesentlich größeren Anteil. Des Weiteren besteht ein massiver Markt- und Kostendruck u.a. auf Grund der hohen Energiekosten, Regulatorik auf alle Akteure. Dadurch wird es sicherlich in der Luftfahrt zu weiteren Konsolidierungen kommen. Die Herausforderung zu einer klimaneutralen Mobilität wird die Luftfahrt sicherlich meistern, zum einen durch Effizienzsteigerung und zum anderen durch neue Technologien. Jedoch könnten die fortlaufenden Qualitätsprobleme und Turbulenzen bei Flugzeugbauer Boeing die positive Entwicklung der gesamten Branche gefährden.
#Schienenverkehr – Deutsche Bahn ist 100% Kundenorientierung
Durch die Subventionierung von der Bundregierung für die Schienennetz-Infrastruktur und den Gesamtkonzern Deutsche Bahn, sind momentan weniger die Passagiere, sondern viel mehr die Politik der größte Kunde der Bahn. Auf diesen Kunden hat sich die Deutsche Bahn in den letzten Jahren sehr gut ausgerichtet. Im Gegensatz hierzu fühlen sich momentan nicht alle Passagiere ausreichend „mitgenommen“ von der Bahn und werden meist als Beförderungsfall betrachtet. Jedoch funktioniert die Orientierung auf die Politik für den Konzern Deutsche Bahn sehr gut. Schlussfolgerichtig und leicht sarkastisch kommt der Schluss, die Deutsche Bahn ist 100% Kundenorientiert.
Die interne Verrechnung im DB-Konzern und die wirtschaftlichen Zielvorgaben des Eigentümers Bund an die Bahn haben in den letzten Jahrzehnten zu einer strukturellen Unterfinanzierung im Infrastrukturbereich geführt. Kurzfristig werden durch die Reduzierung der Bautätigkeit die wirtschaftlichen Zahlen des Gesamtkonzerns verbessert. Gleichzeitig entsteht langfristig der heutige Zustand eines maroden Systems mit verschlissener Infrastruktur und vielen verspäteten Zügen.
#Deutsche Bahn – Verzwergung oder Nationaler Champion
Die Lösung für die Deutsche Bahn liegt aus meiner Sicht weniger im Staat, in der Trennung von Betrieb und Infrastruktur und in der Entwicklung zum nationalen Mobilitätschampion. Denn die Trennung würde die Marktverzerrungen reduzieren und die Querfinanzierung von subventionierten Bauprojekten verhindern. Auf diese Weise würde der Fokus auf die Fahrgäste gelenkt werden können. Es könnte ein „nationaler Champion“ für Mobilität mit internationalem Potenzial entstehen, ähnlich der Entwicklung bei Telekom und Post. Es hat jedoch den Anschein, dass die Deutsche Bahn einen solchen Weg nicht anstrebt und medial und lobbyistisch zu verhindern sucht. Als Alternative ist die Zerschlagung des Konzerns Deutsche Bahn eine EU-regelkonforme Lösung. Bei einer ausschließlichen Fokussierung auf das Inlandsgeschäft wäre eine fortgesetzte Quersubventionierung EU-konform. Zudem wird mit dem Verkauf von Schenker die Verzwergung aktiv eingeleitet und umgesetzt.
#ÖPNV – ohne Subventionen bewegt sich nichts
Mit dem Deutschlandticket hat der ÖPNV eine grundlegende Reform erlebt. Durch die Simplifizierung der Preisgestaltung sollten neue Zielgruppen angesprochen und somit der Mobilitätswandel beschleunigt werden. Jedoch gelang es nicht ausreichend neue Kunden für den ÖPNV zugewinnen, um die Mindereinahmen der Preisreduktion zu kompensieren. Aus diesem Grund werden die Dialoge zwischen dem Bund und den Bundesländern über die notwendige Subventionierung in Milliarden Höhe energisch geführt. Gleichfalls muss eingestanden werden, dass mit deutlich umfangreicheren subventionierten Deutschlandticket der Mobilitätswandel nicht der ersehnte Mobilitätswandel gelang. Denn günstige Preise und simple Buchung sind zwei von vielen Wahlfaktoren bei der Mobilität. Leider bestehen weiterhin viele Defizite in der Qualität, Pünktlichkeit, Sauberkeit und der Verfügbarkeit. Ob das Konzept eines staatlich umgesetzten ÖPNV bestehen bleibt, wird mit dem aufkommenden autonomen Fahren sicherlich erneut gestresst werden.
#Lukrative Nische mit Skalierungspotential – Drohnen, Roller, Fahrrad, Linienfernbusse
In den letzten Jahren sind in einigen Nischen neue Akteure und ganze Märkte entstanden, exemplarisch Fahrrad, Linienfernbus, Roller und Drohnen. Fahrräder sind heute die Verkaufszahlen von hochpreisigem Pedelec höher als die von verkauften konventionellen Fahrädern. Durch den Wandel und dem vermehrten Kauf von Designer-Räder, starke Beliebtheit des Radrennsport usw. wuchs der Gesamtmarkt in den letzten Jahren stark. Ein anders Beispiel für ein neuen Mobilitätsmarkt sind die Entwicklungen nach der Liberalisierung des Linienfernbusses in Deutschland. Seit 2013 wurde in diesem Bereich ein umfangreiches Angebot etabliert. So hat sich beispielsweise FLIX als Marktführer herauskristallisiert. FLIX hat sich als deutsches Unternehmen gegründet und ist heute international agierend und global erfolgreich.
Bei den Rollern ist die Euphorie in vielen europäischen Städten verzogen. Es wurden teilweise umfangreiche Regulatorik eingeführt, damit die Nutzung geregelter sowie die Beeinträchtigung anderer Verkehrsteilnehmer reduziert ist. Des Weiteren sind von den ursprünglichen E-Roller-Start Up nur den wenigsten nach Corona und der Konsolidierungswelle noch am Markt. Obwohl die meisten E-Roller-Anbieter defizitär bzw. nur geringe positive Margen generieren, sind diese in den Großstädten eine erfolgreiche MIV-Option.
Absatz & Umsatz von Bio-Fahrrädern & Pedelec
#Neue Player im Markt – Eintagsfliegen oder Einhörner
In den letzten Jahren sind viele neue Player aufgekommen. Viele von diesen versuchten mit digitalen Ansätzen sowie neuen Vehicle die Bedürfnisse der Passagiere zu bedienen. Besonders gut entwickelt haben sich einige Vermittler wie Uber (USA), Bolt (Estland), Didi (CHN) im Bereich von PKW oder z.B. Flix im Bereich Bus. In anderen Bereichen z.B. Roller oder Drohnen sind trotz umfangreichem Risikokapital mehr Geld verbrannt worden als verdient und viele in die Insolvenz gegangen und waren somit Eintagsfliegen.
Der Bereich der Drohnen hat in den vergangenen Jahren zum einen eine mediale Welle losgetreten. Dass der Eindruck aufkam, in der Zukunft wird mit unbemannten Vehicle von A nach B geflogen. Auch gelang es den Drohnen Start Up Risikokapital in Mrd. € Volumen einzusammeln, jedoch nicht ein operativen Regelbetrieb oder Nutzungskonzepte zu etablieren. Wohl auch wegen diesen, haben z.B. Volocopter als auch Lilium Herausforderungen mit Liquidität bzw. sind Insolvenz. Trotz des Scheiterns, geben sie ein wichtigen Impuls der Innovation, Kundenansprache oder technische Ansätze z.B. in die Mobilitätsbranche.
#Infrastruktur – notwendig & teuer
Eine der größten Herausforderungen im Bereich der Mobilität wird in den kommenden Jahren die Infrastruktur sein. Hier sind enorme finanzielle Mittel und viel Arbeit erforderlich, um die notwendige Infrastruktur für Straße, Schiene, Wasser, digitale Basis, Stromnetz, Funknetz sowie Internet bereitzustellen. Dies resultiert aus den Defiziten bei der Sanierung des Bestandes, dem unzureichenden Ausbau der letzten Jahre sowie den Anforderungen der Zukunft. Die Ausrichtung und Qualität der Infrastruktur prägen auch die Entwicklung und Perspektiven der Mobilität. Darüber hinaus gibt es in der Politik sehr unterschiedliche Ansichten und Überzeugungen über den richtigen Weg der zukünftigen Mobilitätsentwicklung. Diese unterschiedlichen Sichtweisen zwischen den Parteien führen nach einem Wechsel der Verantwortung zu starken Richtungswechseln. Aus diesen wechselnden Ausrichtungen resultiert eine gewisse Unsicherheit, die sich hemmend auf größere Projekte und Investitionen auswirkt. Der hemmende Einfluss auf Investitionen durch die Unsicherheit, steigert das Defizit zwischen den Anforderungen und der Realität. Trotz aller Widrigkeiten und Unsicherheiten im Infrastrukturbereich wird dieser Bereich auch in Zukunft ein großes Geschäft und die Basis der Entwicklung sein.
#Energie – der weiße Elefant im Raum
Eines der spannendsten Fragen im Bereich der Mobilität, ist die Frage nach der Energie. Hier stellt sich nicht nur die Frage mit welcher Energieform die Mobilität erzeugt wird. Sondern auch die Punkte zur Speicherung, Transport, Bereitstellung, Umwelteinflüsse. Des Weiteren hat die Energiefrage viele Optionen der Lösung und Kombinationsmöglichkeiten für Verwendung und Bereitstellung. Dies erzeugt viele unterschiedliche Antworten, meist stark abhängig vom Einsatzfall. Denn die jeweilige haben spezifische Stärken und Schwächen. Zum Beispiel sind elektrischer Strom sehr effizient bei der Verwendung, Kohlenstoffverbindungen haben ein hohe Energiedichten und Ermöglichen eine günstige Lagerung und Transport. Des Weiteren bestehen Unterkategorien, die geprägt sind vom Use Case, Versorgung, Bereitstellung und der Speicherung. Zum Beispiel bedeutet Elektro-Fahrzeug nicht zwangsläufig ein BEV (Battery Electric Vehicle) sondern auch Züge oder O-Busse/ Trolleybusse fahren via Überleitung mit elektrischem Strom.
Fast alle Energieoption benötigen neue Infrastruktur, für deren Installation Kosten entstehen. Um diese Kosten zu tragen, erwarten Investoren Sicherheiten sowie Kontinuität in der politischen Ausrichtung. Lediglich bei der Energieoption mit Bio-Kraftstoff würden minimale Installationskosten anfallen, dafür ist jedoch der Wirkungsgrad geringer als bei den meisten alternativen Energieoptionen.
#FORTSCHRITT-Fazit
Der Bereich der Mobilität ist im Wandel und ein attraktiver Markt. Luftfahrt und Logistik sind heute bereits umfangreich industriell und professionell betrieben. Andere Bereich der Mobilität werden folgen und hier schlummern viele Renditen starke Geschäftsmodelle. Auch durch den ökologischen Druck und der sich vollziehenden Mobilitätswandel verstecken sich große Potenziale und nicht nur Herausforderungen. Nutzen Sie die momentane hohe Innovationsdynamik in der Mobilitätsbrache zum Lösen dieser Herausforderungen.
Wir von #FORTSCHRITT haben mit Achim Teichert, Michael Odenwald und Niels Biethahn drei Partner im Team welche über langjährige Erfahrungen und Expertise im Bereich der Mobilität besitzen. Sehr gern beraten und helfen wir Ihre Herausforderung erfolgreich umzusetzen.